Trotz des großen, jahrhundertealten und wohlbegründeten Rufs seiner Weine kann man Deutschland kaum als ein typisches weinerzeugendes und
weinverbrauchendes Land bezeichnen, da der Rebanbau heute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ganz auf den Südwesten der Bundesrepublik, auf das Tal des Rheins und seiner wichtigsten Nebenflüsse begrenzt ist. Hier
sind insgesamt ca. 100.000 ha mit Reben bestockt, was gerade 10% der französischen Rebfläche entspricht. Der Weinkonsum außerhalb der Anbaugebiete durchweg erheblich geringer ist als innerhalb der
Erzeugergebiete. Angesichts einer Durchschnittsernte von rund 10 Mill. hl, von denen zwischen 15 und 20% exportiert werden, entfällt kaum die Hälfte des normalen Verbrauchs auf heimische Weine, so daß die
Bundesrepublik zugleich der größte Weinimporteur der Welt ist.
Die Weine werden in Holzfässern und Kunststofftanks, nun auch in den modernen Edelstahltanks ausgebaut.Viele setzen auch Barriquefässer ein.
Nicht mehr ist jeder hervorragende und bemerkenswerte deutsche Wein grundsätzlich ein Weißwein. Gerade bei der Rotweinerzeugung gibt es
qualitativ beachtliche Steigerungen. Insgesamt schenkt man dem Rotwein heute mehr Beachtung, und die Umstellung der Rebfläche in den letzten Jahren ist praktisch ausschließlich den roten Sorten zugutegekommen,
deren Flächenanteil sich innerhalb der letzten Jahre erhöht hat. Dornfelder und Spätburgunder haben die Führungsrolle auf Kosten des Portugiesers eingenommen.
Verglichen mit den Gewächsen anderer Länder sind deutsche Weine im Alkohol in der Regel leichter. Der Riesling in seiner Balance zwischen
Alkohol, Körper und Säure erfordert weniger Alkohol als etwa ein Chardonnay, und diese Balance und damit der erforderliche Alkoholgehalt ist an der Mosel eine andere als im Rheingau oder an der Mittelhaardt. Ein
Rotwein erfordert in der Regel hingegen mehr Alkohol - und Körper -, um sich ausgeglichen zu präsentieren. Die Erzeugung noch höherer Prädikate wie Auslese, Beerenauslese, Eiswein und Trockenbeerenauslese gilt
beinahe schon als Rarität.
Der deutsche Wein mit seiner fruchtigen und oftmals komplexen und eleganten Struktur ist anderen alkoholischen Getränken deutlich überlegen.
Mit seinem moderaten Alkohol kann er nach jedem Essen getrunken werden.
Angesichts der nördlichen Lage mit seinem relativ kühlen Klima gedeihen Reben in Deutschland nur in besonders bevorzugten Lagen, meist
Flußtälern, zumal in Südwestdeutschland, sowie in kleinerem Umfang in Ostdeutschland. Gerade der Rhein wirkt klimaregulierend, und sechs der dreizehn deutschen Weinbaugebiete liegen daher entlang des Rheins. Dem
Flußverlauf folgend sind dies:
1. Baden, weitgestreut, vielgestaltig, mit Weinen sehr unterschiedlicher Qualität und zunehmender Bedeutung, auch wenn die Bereiche
Kaiserstuhl und Ortenau jenseits der Landesgrenzen nach wie vor das größte Ansehen genießen;
2. Hessische Bergstraße, nach Norden anschließendes drittkleinstes deutsches Anbaugebiet;
3. Pfalz, zweitgrößtes deutsches Anbaugebiet, dessen beste Weinbaugemeinden an der Mittelhaardt zwischen Kallstadt und Neustadt liegen,
darunter Deidesheim, Forst, Ruppertsberg, Wachenheim, Ungstein u.a. Orte;
4. Rheinhessen, größtes Anbaugebiet, bekannt für seine hervorragenden, vielfältigen Weine;
5. Rheingau, ein qualitativ herausragendes Anbaugebiet am Rhein, nördlich des Rheins zwischen Hochheim und Lorch gelegen mit so berühmten
Orten wie Rauenthal, Erbach, Hattenheim, Johannisberg, Rüdesheim u.a.
6.Mittelrhein, sehr romantisch, doch ohne Frage mit einigen Weinen, zumal Rieslingen, die durchaus Beachtung verdienen und zumeist aus
Bacharach, Kaub, Oberwesel, Boppard u.a. Orten stammen.
Von den verbleibenden Gebieten liegen an fünf Nebenflüssen des Rheins:
1. Württemberg, dessen Weinbau sich um den Neckar konzentriert mit Weinen oftmals eigenen Charakters und über 55% Rotweinanteil, dessen
beste Qualitäten außerhalb des Gebiets wenig bekannt sind;
2. Franken, dessen Weine zumeist aus dem Maintal um Würzburg stammen und in den beliebten Bocksbeuteln abgefüllt sind;
3. Nahe mit vielfältigen Weinen und weitgehend unbekannten Spitzenqualitäten meist aus dem Raum zwischen Schloßböckelheim und
Münster-Sarmsheim;
4. Mosel-Saar-Ruwer, was den Wein angeht, wichtigster Nebenfluß (samt dessen Nebenflüssen) mit bedeutsamen, allein dem Rheingau qualitativ
vergleichbaren Weinen insbesondere um Wiltingen (Scharzhofberg), an der Ruwer und Bernkastel;
5. Ahr, das kleine Rotweingebiet (80% Rotweinanteil) unweit von Bonn.
Bei den beiden verbleibenden Gebieten handelt es sich um das derzeit kaum 400 ha umfassende Weinbaugebiet Saale-Unstrut in Sachsen-Anhalt und
Thüringen sowie um das kleinste deutsche Weinbaugebiet Sachsen, im wesentlichen elbabwärts von Dresden um Radebeul und Meißen gelegen.
Nach deutschem Weingesetz, muß die Amtliche Qualitätsweinprüfung, die alle als Qualitätsweine vorgesehenen Weine - verbunden mit
einem Antrag - verkosten, bevor sie in Verkehr gebracht werden dürfen. Bei bestandener Prüfung enthält jeder Wein die auf dem Etikett anzugebende Amtliche Prüfnummer.
Auf dem Etikett erscheint neben der Prüfnummer, der Hinweis auf die Qualitätsstufe, das Jahr, die Rebsorte und eine geographische
Herkunftsangabe, d.h. neben dem Anbaugebiet meist eine Lagenbezeichnung. Bei diesen ist es jedoch nur dem Kenner möglich, zwischen Groß- und Einzellage zu unterscheiden. Ferner kann noch eine Geschmacksrichtung
angegeben sein, wobei in der Praxis Einstufungen wie trocken oder halbtrocken, feinherb oder lieblich genannt werden. Schließlich müssen noch Erzeuger oder Abfüller genannt werden.
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